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Bericht von Julius

Reflexionsbericht ueber meine vierwoechige Arbeit in der Dolphin Magic School

Als in mir die Idee reifte, in meinen Semesterferien (ich studiere in Dresden Bildung und Erziehung in der Kindheit) eine Reise zu unternehmen, war der Gedanke der Selbsterfahrung sehr praegend. In meinem Alltag war es mir zu wenig, nur Buecher ueber Buddhismus oder verschiedene Lebenstheorien zu lesen. Ich war unzufrieden mit mir und meiner Umgebung und war offengestanden sehr damit beschaeftigt, die Ursache dafuer nicht in mir, sondern in allem anderen zu suchen. Meine Intention der Reise, war aus jetziger Sicht, meinem Alltag moeglichst weit zu entkommen. Als Reiseziel stellte ich mir ein Land vor, was mich auf neue Gedanken bringt, mir einen Einblick in eine bisher nur aus Buechern bekannte Kultur und Lebensphilosophie gibt. Wieder war mein Antrieb, das Glueck im aussen zu suchen.

Ohne genau zu wissen, warum, legte ich mit Nepal mein Reiseziel sehr schnell fest. Als ich diese Entscheidung meinen Eltern mitteilte, fragten sie mich, was genau ich da eigentlich wolle. Ehrlich gesagt hatte ich mir darueber bis dahin noch keine Gedanken gemacht. Hauptsache weg. Doch sehr schnell war mir klar, dass ich meine zwei Monate Reisezeit zweiteilen wollte. In einem Monat wollte ich durch das Land reisen, Kultur und Menschen kennenlernen und die andere Haelfte damit verbringen, mit Kindern zu arbeiten. Diese Entscheidung war sehr nah mit meinem Studiengang verbunden. Dabei spielte abermals meine Unzufriedenheit mit der vorhandenen Situation eine entscheidende Rolle. In meinem Studiengang habe ich oft das Gefuehl, zu sehr in Theorien gefangen zu sein und nicht den Blick fuer wesentliches zu wahren. Beispielsweise stelle ich mir sehr oft die Frage, ob auf die viele Theorien und neuesten Forschungsergebnisse wirklich der Hauptfokus fuer die Arbeit mit Kindern gelegt werden sollte, oder ob es nicht viel entscheidender ist, nicht nur mit dem Kopf, sondern vielmehr mit dem Herzen zu leben und Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstuetzen. Was bringen einem die unterschiedlichsten Beobachtungsinstrumente und Theorien ueber kindliches Lernen, wenn man nicht in der Lage ist, sich mit dem Herzen auf das gegenueberstehende Kind einzulassen und hineinzufuehlen?

Bei meiner Suche nach einem geeigneten Projekt fuer meine Arbeit in Nepal bin ich auf die Dolphin Magic School gestossen. Schnell nahm ich Kontakt mit dem Leiter dieses Projektes auf, worauf wenig spaeter ein persoenliches Treffen in Salzburg stattfand. Bei dem Treffen steckten wir den Aufgabenbereich fuer mich und eine mich begleitende Freundin ab.

In Nepal angekommen schien zuerst alles sehr ungeordnet und planlos. Ganz anders in dem Projekt. Alle anwesenden nahmen uns sehr gut auf und es dauerte nicht lange, bis wir ein Teil der grossen Familie wurden. In der Schule machten wir viele Fotos und schrieben aktuelle Berichte zu den Kindern, die an die Pateneltern (vorwiegend in Oesterreich) geschieckt werden sollen. Die Zeit verging viel zu schnell und so war es nach spaetestens einer Woche schon selbstverstaendlich, wie offen einem die Kinder gegenuebertraten. Alle Kinder sind so herzlich und hilfsbereit. Nicht nur Autoritaetspersonen gegenueber, sondern auch unter den Kindern spuert man eine Verbundenheit und Herzlichkeit, die ich vorher so noch nie erlebt hatte. Die Lehrer leben diese Einstellung ohne Ausnahme vor, sind hilfsbereit und sich fuer keine Arbeit oder Hilfestellung zu schade. Im Gegensatz zu Schulen oder Kindergaerten in Deutschland hat man hier nicht das Gefuehl, dass sich die Lehrer ueber die Kinder stellen. Beeindruckend zu sehen ist dabei, dass (entgegen meiner vorherigen theoretisch orientierten Meinung) die Kinder das keineswegs ausnutzen oder Autoritaetspersonen gegeneinander ausspielen, sondern mit einer beeindruckenden Liebe in jeder Taetigkeit gemeinsam leben und lernen. Bei zweimal woechentlich stattfindenden Sporttagen (bei einer Sechtstagewoche), sind Yogastunden fester Bestandteil des Stundeplans. Dabei wird von den Lehrern ebenfalls die Gelegenheit genutzt, um verschiedene Stellungen auszuprobieren und den Kindern vorzustellen. Diese Stunden sind immer durch ein besonderes buntes Miteinander gepraegt, in denen alle allen helfen und gegenseitige Anerkennung fuer das Erreichen einer Yogastellung, gezeigt wird. Die Idee der zwei Sporttage pro Woche ist, Koerper und Geist gleichermassen zu foerdern. Jeder der schon einmal meditiert hat weiss, wie eindrucksvoll eine Foerderung, beziehungsweise Verknuepfung von beiden Ebenen sein kann. Umso faszinierender ist es mit anzusehen, wie in einer Schule eben dieser Gedanke fest verankert ist und um das Konzept ganz kurz zusammen zu fassen > eine Bildung durch das Herz stattfindet.

Diese Einstellung ist bei den Kindern ebenso fest verankert, wie in Deutschland der staendige Kampf um einen Status innerhalb der Gruppe. Um ehrlich zu sein bin ich nicht erstaunt, feststellen zu koennen, dass fuer mein Empfinden die Kinder der Dolphin Magic School menschlich und in sozialem Denken wesentlich “weiter” sind, als Kinder gleichen Alters in Deutschland. Doch so fasziniert und begeistert ich von den Lernschwerpunkten in dieser Schule auch bin: dies ist ein Ideal, was natuerlich kein Bild ueber Schulen in Nepal abgeben kann. Die Bedingungen fuer Lernen sind ebenso verschieden, wie die Lernschwerpunkte.
Trotzdem muss ich sagen, dass ich auch bei meinem Herumreisen ausschliesslich nette und sehr offene Menschen getroffen habe, mit denen man das ein oder andere mal bei einem netten Gespraech einen Tee getrunken hat.
Dennoch kann ich nicht sagen, dass ich die Dinge hier fuer besser halte. Ich bevorzuge die Lernschwerpunkte gegenueber denen, die ich bisher kennenlernen durfte und bin begeistert davon, wie hier Werte vermittelt werden und auch, mit welcher Offenheit einem die Menschen hier gegenuebertreten. Klar ist jedoch, dass die gesellschaftlichen Voraussetzungen in Deutschland grundlegend verschieden sind und eine verstandesorientierte Weltanschauung schwer mit einer Erziehung durch das Herz verbunden werden kann. Dazu muesste meiner Meinung nach noch einiges passieren - sowohl in unseren Koepfen, als auch in unseren Herzen. Auch in Nepal muss noch einiges passieren, um auf jeglicher Ebene angemessen Bildung und Erziehung zu betreiben. Hier ist manchmal zu wenig Verstand bei der Sache. Manchen Dingen bedarf es einer Planung und eines “kuehlen Kopfes”, der die Sachen einfach anpackt und regelt. Deshalb ist es gut, dass es in dem Projekt jemanden gibt (die bezeichnenderweise aus Europa kommt), die eine sehr klare Linie verfolgt und organisatorisch die Faeden in der Hand haelt (auch, wenn ich in manchen Situationen eine Reaktion des Herzens bevorzugen wuerde). In Nepal habe ich gelernt, zu akzeptieren. Ich meine damit, Dinge anzunehmen und nicht dagegen anzukaempfen. Denn damit verschwende ich meine Energie und Zeit, da es nicht immer moeglich ist, Dinge zu veraendern und umzugestalten. Dies liegt zum einen daran, dass mehr “dranhaengt” als man mit seinen Augen vielleicht sieht und zum anderen daran, dass es einfach richtig ist, so wie es ist. Das es einfach genau so sein muss. Ich habe immer geglaubt, dass ich gluecklich werde, wenn ich mich mit meinen Idealen umgebe, wenn ich zum Beispiel die Moeglichkeit habe, in einer Schule wie der Dolphin Magic School zu arbeiten. Doch das ist eine Illusion. Ich werde immer neuen Idealen hinterherrennen und nie zur Ruhe finden. Natuerlich gibt es in deutschen Kindergaerten und Schulen Dinge, die mir nicht entsprechen und die ich gern anders haette. Doch dann nuetzt es mir nichts, mich darueber aufzuregen oder dagegen aufzulehnen. Ich muss einfach leben, was ich moechte. Wenn ich von anderen erwarte, dass sie offen sind und mehr aus dem Herzen leben, dann muss ich das gleiche auch von mir selbst behaupten koennen. 
Vor meiner Reise hatte ich die Befuerchtung, dass ich moeglicherweise auf die Idee komme, einfach in Nepal zu bleiben, mein Studium abbreche und einfach das lebe, wonach mir gerade ist. Doch das ist Flucht. Flucht vor sich selbst und im Endeffekt nur noch mehr Unzufriedenheit, da man nie an einem Endpunkt ankommen wird. Die Menschen hier in Nepal haben mir gezeigt, wie gluecklich man sein kann, ohne staendig jemandem oder etwas hinterher zu rennen. Sie leben einfach. Woran das liegt,dass hier trotz flaechenweiter Armut und Ueberlebenskampf die Gluecklichkeitsrate hoeher zu sein scheint, als in der "reichen” Heimat, mag viele Gruende haben. Wahrscheinlich ist einer der Gruende, dass viele Menschen in Nepal durch ihre Religion sehr viel Vertrauen haben. Ohne viel ueber die Religion zu wissen, war ich bisher recht angetan vom Buddhismus. In Nepal haben mich die besonders anzuschaueneden Tempel beeindruckt und auch die Lebensweise buddhistischer Moenche hat mich fasziniert. Doch nicht, wie ich zuvor gedacht haette in dem Masse, dass ich selbst gern fuer Jahre ausschliesslich meditieren wuerde, sondern in der Hinsicht, dass Menschen mit scheinbarer Ueberzeugung ihr Ideal leben. Ich bin fuer mich in Nepal zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht von entscheidender Bedeutung ist, woran genau man denkt, oder was fuer Ideale man hat, sondern wie man sie umsetzt. Fuer die Umsetztung meiner Lebensideale ziehe ich es vorerst vor, nicht allein zu meditieren und den Sinn des Lebens zu suchen, sondern nette Gesellschaften zu geniessen und jeden Moment -ob in gut oder schlecht erscheinenden Situationen- in vollen Zuegen auszukosten und einfach nur zu leben.

In diesem Sinne danke ich allen Menschen aus dem Projekt, die mich so herzlich empfangen haben und mich mehr ueber das Leben gelehrt haben, als es jedes erdenkliche Buch zu lehren imstande ist.
So kann ich nur mit den herzlichsten Gruessen an alle aus dem Projekt und an alle, die Teil des Projektes werden wollen, verbleiben.

Bis bald
(ein Teil meines Herzens wird immer hier bei all den unglaublich netten, lebensfrohen und wunderbar offenen Menschen bleiben)

Julius

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